Im Projekt "Rohrgarten" gingen wir von der Idee des Rhizoms aus, ein aus der Botanik entlehnter Begriff, der unterirdische Knollensysteme als Fortpflanzungsstrategie von Pflanzen bezeichnet, um nicht mehr genutzte Infrastrukturen der Montanindustrie im Ruhrgebiet zu erkunden. Die Kokerei Hansa, eine alte, seit fast 20 Jahren stillgelegte Zentralkokerei, wurde durch Schienen, Rohre, Straßen, Menschen und Flüsse in das frühere Industrieverbundsystem in und um Dortmund integriert. Dieses Verbundnetz weißt ähnliche Merkmale auf, wie die Rhizome von Schachtelhalm, Mauerraute und Farn, die der urzeitliche Rohstoff der Montanindustrie waren und die heute einen Kreislauf von Jahrmillionen schließen, indem sie die Kokerei Hansa sukzessive zersetzen und unter Pflanzen begraben.
Über einen Zeitraum von fünf Wochen wanderten und sammelten wir Material auf und im Umfeld der Kokerei Hansa. Kartierend, Zeichnend und stickend hielten wir den „Vegetationswechsel“ dieses „Rohrgartens“ fest. Die entstandenen Karten legen thematische Gebiete offen und machen Verbindungen und Bezüge zum vergangenen Verbundsystem sichtbar. Die Recherche wurde neben einer eineinhalb wöchigen Wanderung entlang des Gichtsgasrohrgürtels um Dortmund, durch Führungen, Archivarbeit, Gesprächen und Interviews mit Anwohnern, "Zeitzeugen" und Experten der Industriedenkmalstiftung, aus der Montanindustrie und Regionalpolitik durchgeführt. 

Kokereifrüchte I und II , Tusche auf Papier, 200 x 150 cm, 2011, Ausstellungsansicht Museum Siegburg, 
Photo: Lina Niebling 2013

Rohrgarten, Tusche auf Papier, 400 x 300cm, Museum Siegburg, Photo: Lina Niebling 2013


 Vegetationswechsel, Tusche auf Papier, 300 x 150 cm, Ausstellungsansicht: Kokerei Hansa 2011


 Karte der Berufe, Wollstickerei und Textilfarbe auf Baumwolltischtuch, 160 x 130cm, Kokerei Hansa 2011